Traditionen
Schwarze Kleider
Schwarze Kleider sind die FESTTAGSKLEIDUNG und die Uniform der Bruderschaft. Bruderschaften oder aus solchen hervorgegangene Schützengesellschaften, die den Nachweis der Entstehung zu Pestzeiten erbringen, tragen - wie auch hier - das schwarze Gewand zum Festtag. Bei der Beerdigung von Pesttoten legten die Bruderschaftler schwarze Mäntel oder Umhange an. Dieses Relikt aus dem Sendenhorster Pestjahr 1606 verwandelte sich im 18. Jahrhundert in Gehrock und im 19. Jahrhundert zusätzlich mit Zylinder. Es war auch die Zeit, als weithin Persönlichkeiten dieser Stadt die Bruderschaft füllten.
Marschieren
Das Marschieren in ZWEIERREIHEN geht auf das paarweise Stützen oder Tragen von Hilfesuchender zurück. Im Pestjahr 1606 wurden die Toten auf Leichenbrettern zur letzten Ruhe gebracht. Das beidseitige Fassen und tragen der Leichenbretter lebt in der heutigen Form des Marschierens fort.
Hausschmuck
Unmittelbar vor dem Festtag wird BIRKENGRÜN herangeschafft, Königshaus und Häuser der Offiziere damit geschmückt. Diese Begebenheit geht zurück in die Zeit, als noch im Freien gefeiert wurde, das Grün als Schmuck und Festplatzumzäunung diente. Natürlich sollte das Geschehen auch neugierigen Blicken entzogen werden. Die Umgrünung jedoch inspirierte findige Köpfe zur Zeltbauentwicklung. Heute erinnern die mit Birkengrün ausgeschmückten Haus- und Hofräume des jeweiligen Obersts an jene Festplatzromantik.
Jugend der Bruderschaft
Gern spricht man vom KÄLBERSTALL, ein "grünes Zelt" in späteren großen Festräumen. Der mit Birkengrün umstandene Saalteil war nur der heranwachsenden Jugend der Bruderschaft vorbehalten. HOCHGEHOBEN UND FÜR GUT BEFUNDEN ist ein Privileg des Kälberstalles und der jungen Bruderschaftsgeneration seit Jahrzehnten. Von jungen Damen werden die Johannisbrüder am Festabend taxiert und zum Tanz aufgefordert. Als Belohnung nach gelungenem Tanzvergnügen, auch als Wink mit Zaunpfahl, wird ihnen ein Glas Wein gereicht. Danach müssen die Johannisbrüder auf einem bereitgestellten Stuhl Platz nehmen und werden mit Stuhl von vier kräftigen Burschen dreimal hochgehoben. Doch bevor sie als "gut befunden" und nach einem Schluck Wein entlassen werden, bedarf es des zusätzlichen Beweises, zu erbringen durch eine Geldzuwendung. Damit finanziert der Kälberstall sein Ballvergnügen und in guten Zeiten noch manch schöne Stunde danach.
Rose am Zylinder, Rock und Gewehr
Die ROSEN am Zylinder, Rock und Gewehr waren eine Schmuckform bei Turnieren vergangener Jahrhunderte. Nach einem Kampf zwischen Rittern bekam der Siegreiche ein Sträußchen Blumen von einer ihn bewundernden Dame an Brust und Helm gesteckt. Diese kleine äußerliche Auszeichnung wurde auch an Waffen geheftet, den Schutz durch sie immerfort symbolisierend. Freude, Gleichheit, Siegeswillen leben in den rosentragenden Johannisbrüdern bis zum entscheidenden Schuss und dem Ausrufen des neuen Königs. Danach werden sie vom Anzug und Zylinder entfernt, weil der neue König Mittelpunkt ist, sich strahlend hervorhebt und nur ihm alle Ovationen gebühren.
In der Überreichung der Kette finden sich symbolhaft alle Rosen wieder. Gleichwohl wird untertänigst dokumentiert, dass Schmuck nur dem siegreichen, Mächtigen, dem neuen Schützenkönig zusteht. Aus dem edlen Blumenstrauß vergangener Jahrhunderte ist die Königskette geworden.